Neues denken, Lösungen für kleinere oder größere Probleme finden, die Hochschulen in der Region bieten den
Raum dafür. Wir stellen Erfindungen vor, an denen derzeit gearbeitet wird oder die schon auf dem Markt sind.
An der Dualen Hochschule (DHBW) Mosbach treffen sich drei bis vier Mal im Jahr kreative Köpfe bei einem Erfinderforum. Bis zu 30 Teilnehmer, sowohl Studenten als auch ältere Tüftler, stellen ihre Ideen vor und tauschen sich aus. Auf der Liste der Erfindungen stehen unter anderem ein klappbarer Kleiderbügel, der das Wäscheaufhängen mit nur einem Handgriff erledigt, Solarmodule auf der Kleidung und ein mobiler Schlüsselsafe. Außerdem setzt sich das Forum aktiv für die Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen von Erfindern ein. Es ist geplant, die Einführung eines europäischen Patents voranzutreiben, dessen Vergabe den Schutz einer Entwicklung auch über die Landesgrenzen hinaus garantiert. Geforscht wird natürlich auch abseits des Forums – und das nicht nur für die Schublade. Im Studiengang Mechatronik entwickelten Studenten zusammen mit der hessischen Firma Alexander Schleicher einen Elektro-Motorsegler. Dessen Antrieb ist einfacher und sicherer zu bedienen als der übliche Verbrennungsmotor. Zudem ist er wesentlich leiser und stößt keine direkten Schadstoffe aus.
Die Wirtschaftsingenieure der Dualen Hochschule (DHBW) Heidenheim tüfteln ständig an technischen Neuerungen bis hin zum Prototypen. Die Ideen sind oft alltagsnah. So zum Beispiel
der Abbiegeassistent für Lastwagen, „Securve“. Dieser soll helfen, Unfälle mit Passanten zu vermeiden. Der Prototyp ist bereits fertig. Statt auf vier Spiegel muss sich der
Fahrer damit lediglich auf einen Außenspiegel konzentrieren. Dort leuchtet ein roter Pfeil in einem roten Dreieck, der sowohl Fahrer als auch den Fußgänger warnt. Eine Thermokamera nimmt speziell
das Umfeld rechts beim Abbiegevorgang wahr. Eine Software wertet die Daten aus, die das Warnsignal weitergibt, wenn ein Mensch gefährdet wäre. „Unsere Studierenden werden für Aufgaben im
technischen Management ausgebildet“, erklärt der Leiter des Studiengangs Professor Hansgert Hascher. „Sie sollen später auf der Schnittstelle zwischen moderner Technologie und
betriebswirtschaftlichen Vorgaben tätig sein“, so Hascher weiter. Die Ideen für neue Produkte oder Dienstleistungen gehen dabei überwiegend von den Studierenden selber aus. Ziel ist es, in zwei
Jahren einen Produktentwicklungsprozess von der Ideengenerierung bis hin zur Marktreife zu durchlaufen.
Mit einem Brutgerät vergleicht die Hochschule Heilbronn den Ort, an dem sich Forscher und Nachwuchswissenschaftler austauschen, diskutieren und so im besten Fall neue Ideen hervorbringen –
Der Forschungsinkubator wurde 2014 ins Leben gerufen. Seit Juli 2015 wird er im Wissenschafts- und Technologiezentrum im Zukunftspark Heilbronn beherbergt. Vor allem Doktoranden
sollen hier optimale Rahmenbedingungen finden, um ihre Ideen „auszubrüten“. Von vier Studenten der Hochschule stammt unter anderem ein taktiler Navigationsgürtel. Das Hightechgerät ist in der
Lage, mit Hilfe von Zieleingaben über die App den Anwender zu seinen gewünschten Eingabekoordinaten mittels Vibrationen zu navigieren. Die Navigation erfolgt dann autonom, das heißt ein
Smartphone wird nach der Zieleingabe nicht mehr benötigt. Aus der Idee ging die Firma „Sensovo“ hervor, die das Gerät zukünftig in den Bereichen Outdoor, Sport und Lifestyle vermarkten
will.
Ein Hilfsmittel für die Pflege von Menschen ist den Köpfen von Studierenden der Hochschule für Gestaltung (HfG) Schwäbisch Gmünd entsprungen. „Hebix“ haben sie ihre mobile Hebehilfe für den ambulanten Pflegedienst genannt, die es erleichtert eine Person vom Fußboden aufzuheben. Ein Gewicht von 80 Kilogramm schrumpft „Hebix“ auf 20 Kilogramm zusammen, versprechen die Erfinder – das faltbare Hilfsgerät an sich wiegt circa neun Kilo.
Entwickelt wurde es in enger Zusammenarbeit mit dem Seniorenzentrum St. Anna in Schwäbisch Gmünd. Ein Hersteller ist bereits gefunden: Ingenieure der Hüttlinger Firma Aacurat passten „Hebix“
für die Serienfertigung an und optimierten Detaillösungen. Der Verkauf läuft seit Mai dieses Jahres. Die Gestaltungsarbeit ist problembezogen und nutzerorientiert und trage dazu bei, kulturelle,
technologische und ökonomische Entwicklungen verantwortungsvoll und nachhaltig zu beeinflussen, sagt Prof. Ralf Dringenberg, Rektor und Studiengangsleiter der Kommunikationsgestaltung.
„Innovationen sind in den verschiedenen fachlichen Ausprägungen der Gestaltungsberufe Antrieb und Ziel“, so Ralf Dringenberg.
von Katharina Schultz