Gut, so viel steht fest, du willst studieren. Weit
über 17000 Studiengänge stehen in Deutschland zur Auswahl*. Wenn man die mit Bachelorabschluss in den Fokus nimmt, bleiben immer noch gute 7600 – und die Frage: Was will
ich studieren?
Ein guter Anfang bei der Entscheidungsfindung können Orientierungstests sein. In Baden-Württemberg gibt es seit Juni 2010 einen landesweiten Test. Entwickelt wurde dieser im
Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Auf www.was-studiere-ich.de können angehende Studierende hochschul- und fachübergreifend ihre Interessen oder Fähigkeiten hinterfragen. „Der
Interessenstest verknüpft ein für jeden Nutzer individuell ermitteltes Interessenprofil mit passenden Studiengangs- und Berufsvorschlägen“, erklärt Projektleiterin Ulrike
Leitner. Im Test sind dafür alle baden-württembergischen Hochschulen mit ihrem Studienangebot erfasst. „Wer zusätzlich die Fähigkeitstests absolviert, kann für jeden
vorgeschlagenen Studiengang prüfen, ob die Fähigkeitsanforderungen der Hochschule erfüllt werden“, so Ulrike Leitner weiter. Der Test verlinkt zudem Information über die Studiengänge auf den
Seiten der Hochschulen und für Berufsbeschreibungen auf das Berufenet der Agentur für Arbeit. Wer an einer Hochschule in Baden-Württemberg studieren möchte, kommt um den Test nicht herum: Denn
bei der Bewerbung um einen Studienplatz muss das Zertifikat vorgelegt werden, das die Testteilnahme bestätigt.
Seit dem Start wurde der Orientierungstest von gut dreieinhalb Millionen Nutzern durchlaufen. 2014 lag die Zahl bei über 700 000. „Wie sich zeigt, nehmen den Test auch Studieninteressierte aus
anderen Bundesländern in Anspruch“, sagt Ulrike Leitner und gibt zu bedenken, dass die Ergebnisse nicht verabsolutiert werden sollen. „Wir haben daher im ganzen Land die Studienberater im Umgang
mit dem Test geschult.“ Außerdem wurde er unter anderem in den zweitägigen Orientierungsworkshop „BEST“ eingebaut. „BEST“ wird ebenfalls landesweit eingesetzt und ist eine
weitere Möglichkeit, eigenen Interessen, Kompetenzen oder auch Werten und Zielen auf die Spur zu kommen.
Weitere Schritte auf dem Weg zum passenden Studium sind – abgesehen von Gesprächen mit Eltern, Lehrern oder Freunden – Studienberatungen an den Hochschulen der Wahl
oder der Besuch von Hochschulinformationstagen. Wer noch etwas Zeit hat, kann zudem die Möglichkeit des Studierens auf Probe nutzen. An einigen Hochschulen
können bereits Schüler zeitlich begrenzt an regulären Veranstaltungen teilnehmen.
von Katharina Schultz
Die DHBW Mosbach veranstaltet seit kurzem Speed-Datings
Für alle mit etwas konkreteren Vorstellungen können Speed-Datings spannend sein. Ja, richtig
gelesen, Speed-Datings. Die DHBW Mosbach lud in diesem Sommersemester Schüler und ihre Eltern sowie zehn Partnerunternehmen zu sich auf den Campus ein. Die Hochschule findet
die Analogie passend: „Mit der Bewerbung bei einem Dualen Partner wählen die Schüler tatsächlich eine Art Lebenspartner für drei Studienjahre, bei dem sie die Hälfte ihrer Studienzeit
verbringen.“ Im Unterschied zum eigentlichen Speed-Dating mussten sich die Bewerber nur mit den Unternehmensvertretern unterhalten, für deren Branche sie sich
interessieren. Um herauszufinden,
ob mit dem jeweiligen Gegenüber eine gemeinsame berufliche
Zukunft möglich sein könnte, blieben acht Minuten.
Hat sich der Bewerber mit dem Unternehmen auseinandergesetzt? Was hat er in seinem Leben schon gemacht? Warum will der-
oder diejenige die Stelle? Dinge wie diese sind aus Unternehmenssicht entscheidend, wie Alexander Graf, Projektmanager beim Kosmetikhersteller „Mann & Schröder“ aus Siegelsbach berichtet.
„Die Schüler finden sich in einer ungewohnten Situation. Es zeigt viel von der Persönlichkeit und Reife, wie offen und souverän sie sich hier auf die Personaler
einstellen“, sagt Alexander Graf, der sich
insgesamt mit zehn potenziellen Bewerbern unterhielt. Einen Teilnehmer lud Graf
anschließend zum Bewerbungsgespräch ein. Der Vertrag kam allerdings nicht zustande – und das obwohl der junge Mann nur hätte unterschreiben müssen. Im nächsten Frühjahr soll es für Duale Partner und Studieninteressierte die nächste Gelegenheit geben, sich an der DHBW Mosbach zu finden.
*Quelle: Hochschulrektorenkonferenz, „Statistische Daten zu Studienangeboten an
Hochschulen in Deutschland Studiengänge, Studierende, Absolventinnen und Absolventen Wintersemester 2014/2015“
Fredrik Streeb (20), Zweiflingen
1. Semester Lehramt Sekundarstufe, Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Bereits in der neunten Klasse stand für mich fest, ich will Pädagoge werden. Wir hatten damals jüngere Lehrer bekommen, die nicht nur Autoritätspersonen waren, sondern sich auch
für den Menschen Fredrik interessiert haben. Nach dem Abitur haben mir ehemalige Lehrer angeboten, mal in ihren Unterricht zu schnuppern. Das war eine interessante Erfahrung und
hilfreich. Meine Bewerbung schickte ich nach Karlsruhe, Heidelberg und Ludwigsburg. An der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe war ich bei einem Tag der offenen Tür und
beeindruckt. Als ich von allen drei Hochschulen eine Zusage bekam, entschied ich mich für Karlsruhe. Die Stadt hatte mir sehr gut gefallen. Ich bin mir sicher, dass ich das Richtige gemacht
habe.
Janina Hirsch (20), Dörzbach-Hohebach
3. Semester Internationale Wirtschaftsbeziehungen und Geschichte, Universität Erfurt
Für mich stand schon früh fest, dass ich als Journalistin arbeiten möchte. Dorthin führen viele Möglichkeiten: Ich habe mich für ein Fachstudium entschieden. In der Schule merkte ich, dass ich mich für Politik, Geschichte und Englisch besonders interessiere. Mein Berufspraktikum machte ich in Bayern in einer Online-Redaktion. Ich war begeistert. Ich recherchierte und entdeckte den Studiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen. Den gibt es nur in Dresden und Erfurt. Von Erfurt erhielt ich eine Zusage. Im zweiten Semester zweifelte ich, ob es tatsächlich das Richtige ist. Wir hatten zu meinem Bedauern viel Mathe. Doch die Prüfungen klappten sehr gut. Meine Entscheidung war richtig.
Sabine Weiß (20), Kupferzell
5. Semester Lehramt Sekundarstufe, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Eigentlich war ich mir während der Schulzeit sicher, dass ich Tierärztin werden will. Bei einem Praktikum wurde mir jedoch klar, dass es nichts für mich ist. Meine einzige Bedingung an den Beruf
war, dass es etwas Sinnvolles sein sollte. Mit Kindern und Jugendlichen fühle ich mich wohl. Sie sind noch formbar und lebensfroh. Da kam mir die Idee, Lehrerin zu werden. Bei
einer Studienberatung in der Schule wurde mir jedoch davon abgeraten. Pädagogen würden nicht gesucht. Ich solle Betriebswirtschaft studieren. Doch ich hielt an meinem Plan fest.
Da meine Schwester in Ludwigsburg studiert, entschied ich mich dafür. So wusste ich wenigstens, wo ich wohnen kann. Mittlerweile bin ich mir sicher, ich habe den richtigen Weg gewählt.