Zwei Mal fiel
Tom Hoffmann durch die zehnte Klasse. Mit dem FSJ plus im Gottlob-Weißer-Haus in Hall kommt der einst lernfaule Junge doch noch zum Realschulabschluss. Ganz ohne – regulären –
Schulbesuch.
Tom Hoffmann ist Schüler. Zumindest in den Wochen, die er in der Gotthilf-Vöhringer-Abendrealschule in Wilhelmsdorf
verbringt. Innerhalb von zwei Jahren holt er dort die zehnte Klasse nach. Im Rhythmus von circa sechs Wochen tauscht der 18-Jährige die Schulbücher gegen Waschlappen und Tabletten. Denn Tom
Hoffmann ist auch Altenpfleger. Diese doppelte Rolle verdankt er dem FSJ plus, das er vor einem Jahr begann.
Das Gottlob-Weißer-Haus befindet sich auf dem Gelände des Diakonie-Klinikums Schwäbisch Hall. Bis zu 30 ältere Menschen leben in dem Wohnbereich für den der gebürtige Offenauer eingeteilt ist. Demenzerkrankte, Diabetiker, Menschen ohne Pflegestufe, Bettlägerige mit höchster Pflegebedürftigkeit, Leute, die todkrank sind – genauso unterschiedlich wie die Menschen, die in dem Haus wohnen, sind auch Toms Aufgaben. Als Pfleger wäscht er die Leute, wechselt Einlagen, bereitet Essen zu, hört zu und unterstützt die Bewohner - je nach Bedarf. Tom arbeitet gerne mit Menschen. Bereits in der siebten Klasse absolvierte er ein Praktikum im Krankenhaus, später ein weiteres. Schon damals stand für ihn fest, dass er Gesundheits- und Krankenpfleger werden möchte.
Es bleibt abwechslungsreich: Du kommst in keinen Lern- oder Arbeitstrott.
Üble Gerüche, Ausscheidungen – zart besaitet solltest du zum Beispiel in der Altenpflege nicht
sein.
Die Schule fällt ihm heute leichter als früher. Im ersten Jahr des FSJ plus wird der Lernstoff der zehnten Klasse ausschließlich wiederholt – schließlich sind unter den Schulkameraden auch
ältere Leute. „Ich bin froh, Dinge wie Englisch noch einmal lernen zu dürfen“, sagt Tom, der sich in der elfköpfigen Klasse wohlfühlt. Im zweiten Jahr werden die regulären Inhalte des Lehrplans
vermittelt. In der Schule in Wilhelmsdorf wohnen die Schüler zugleich. Während der Zeit in Hall ist er in einer Unterkunft des Diaks untergebracht. „Ich wohne also quasi dauerhaft in einer WG“,
scherzt er.
Der ständige Wechsel zwischen Schule und Arbeit gefällt ihm: „So kommt man in keinen Lern- oder Arbeitstrott.“ „Du hast dich ja wieder angemalt“ – bemerkte eine demenzerkrankte Bewohnerin einmal nach Toms Rückkehr von einer Schulphase. Für ihn war das ein tolles Kompliment: „Wenn sie mich trotz ihrer Erkrankung in Erinnerung behalten hat, heißt das ja, dass ich irgendetwas richtig gemacht habe“, sagt er und klingt sehr zufrieden.
kurz & knapp:
Dieses
FSJ ermöglicht es zur Schule zu gehen und bereits zu arbeiten. Zwei Jahre lang – bis zum Realschulabschluss – wechselt sich beides etwa alle
sechs Wochen ab.
Dafür müsst ihr zwischen 18 und 25 Jahre alt sein und einen Hauptschulabschluss mit Englisch als Fremdsprache besitzen.
Der Praxisteil findet in einer Einrichtung der Diakonie Württemberg (unter anderem in Kindergärten, Jugendheimen oder Krankenhäusern) statt. Der Unterricht ist in Wilhelmsdorf (bei Ravensburg).
Der nächste Kurs beginnt im September 2015. Noch bis Ende Oktober lohnt es sich nachzufragen: Für Kurzentschlossene gibt es die Möglichkeit, auf kurzfristig freigewordene Plätze nachzurücken.
Oben drauf gibt es: ein monatliches Taschengeld von
230 Euro, Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge, Erstattung der Fahrtkosten für die An- und Abreise zu den Seminaren und Unterrichtsblöcken, Anspruch der Eltern auf
Kindergeld.
Kosten? Eventuell für Unterkünfte, in Wilhelmsdorf und am Einsatzort.
Diakonisches Institut
offene Stellen:
Altenpfleger/in
Altenpflegehelfer/in
Graf-Pückler-Heim
offene Stellen:
Altenpflegehelferin
Altenpflegerin /zum Altenpfleger
Ausbildung zur Hauswirtschafterin /zum Hauswirtschafter
Freiwilliges Soziales Jahr